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Trauergefühle - Neid

Und wieder ein Gefühl aus dem Kaleidoskop der Trauer. Besonders unbeliebt und mit schlechtem Ruf behaftet ist der Neid. Aber sehr viele Frauen verspüren nach einem Verlust ihres Sternenkindes diesen Neid. Neid auf andere Schwangere, auf Mütter mit Kinderwagen, Eltern mit Baby.

Und wisst ihr was? Ich kann das voll verstehen. Ich habe mich nämlich vor acht Jahren genauso gefühlt und fand nichts schrecklicher als im Drogeriemarkt einkaufen zu gehen, wo sich gefühlt alle glücklichen Mütter und Schwangere mit Babybedarf eindeckten.

Die meisten Frauen schämen sich für dieses Gefühl. Ich versuche den Neid schon seit einer Weile aus seiner Schmuddelecke herauszuholen und ihn von seiner nahen Verwandten der Missgunst abzugrenzen. Ich stelle gerne die Frage nach der Botschaft des Gefühls: Also missgönnst du es den anderen und wünscht du Ihnen, dass sie das gleiche Schicksal erleben müssten? Oder bist du neidisch, weil sie ihr Baby haben dürfen und du nicht? Der Neid an sich missgönnt nicht. Er wünscht nichts böses. Er ist sogar gleichzeitig zu „ich freue mich für die anderen ..“ möglich. Er zeigt nur auf, was fehlt und zeigt auf den Schmerz, die Leerstelle, das Vermissen. Wenn ihr neidisch seid auf andere, geißelt euch nicht auch noch mit Gewissensbissen und Selbstkritik nach dem Motto „sowas darf ich nicht denken oder fühlen“ oder „so will ich nicht sein“.

Ich finde, ihr solltet euch eher innerlich umarmen, den Neid anschauen und ihm sagen: „Ich verstehe dich und sehe dich. So ein Glück würde ich mir auch so sehr wünschen. Und es tut weh, daran erinnert zu werden, dass unser Baby nicht mehr da ist. Es ist ok, dass du dich meldest, denn du gehörst zu meiner Trauer dazu.“ Ich glaube, das beruhigt ihn eher, als das Wegschieben und nicht wahrhaben wollen.